Dienstag, Januar 29, 2008

MAXIMUM CITY - MUMBAI

Indien ist ein Traumland!
Es bringt dich dazu, zu vergessen wer du warst und werden wolltest.
Alles was zählt, ist, wer du jetzt bist!
Zeit ist nicht vorhanden- du lebst nur im Heute.
Von deinen neuen Eindrücken abgelenkt schwebst du in einem Sein,
wo Realität und Traum Eins ist.
Und vielleicht wachst du irgendwann auf,
ansonsten bist du für immer verloren... im Märchenland der Farben!

Indien ist kein Land für die Ewigkeit,
aber ein Lebensabschnitt der in deinen Gedanken bleibt und eine Ewigkeit prägt.

Dies ist meine eigene Kurzbeschreibung über meine Erlebnisse und Empfindungen von Indien.
Wir sind schon ein bißchen rumgekommen die letzten Tage.
Wir waren in Goa, Kovalam und Mumbai. Nächste Woche fliegen wir zu den Andaman Islands.
Nichts ist auch nur ansatzweise miteinander vergleichbar. Jeder Ort ist eine unvergessliche Erfahrung!
Es ist schwierig die Erlebnisse zu beschreiben, man muss sie selbst erleben, dies kann ich nur jedem empfehlen...
Letztes Wochenende waren wir für ein paar Tage in Mumbai.
Es ist eine Großstadt mit Britschem Flair von vor 300 Jahren. Überall stehen riesige alte Gebäude und Paläste- dies macht Mumbai besonders schön. Oldtimer als Taxen und Busse unterstreichen noch das Gefühl in London zu sein. Schnell wirst du aber in die Realität zurück geholt, wenn kleine Kinder dir hinterher rennen und dich mit ihren traurigen Blicken um Essen betteln. Geld wollen sie nicht- nein- Reis mit Milch. Sie zeigen dir sogar das nächste Geschäft, wo du es dann kaufen kannst für 400Rps. Man kann einfach nicht Nein sagen, die Kinder sehen so ärmlich und dreckig aus. Es tut einem in der Seele weh... und dann rennst du schnell mit ihnen in eine dunkle verschmutzte Gasse, wo der Müll auf der Strasse liegt und die Hunde und Menschen zusammen eingerollt am Rand schlafen, daneben ein kleines Lagerfeuer. Dies ist ein Anblick den du nicht vergessen wirst. Ich war so fertig! 100m weiter öffnet dir dann ein gepflegter Mann die Tür von einem wahnsinns 5Sterne Hotel namens "Taj" und du betritzt die Szene der absolut reichen Inder und Europäer. Dieses Gefühlschaos das du durch machst, ist unglaublich. Du kommst dort einfach nicht zur Ruhe. Die Innenstadt ist belegt mit Märkten aller Art - Gemüse, Obst,Kleidung, Schrott und sogar ein Diebes-markt. Das bedeutet - in einer Ecke klauen sie dir deine Geldbörse und in der anderen Ecke kannst du sie dir dann wieder - "natürlich leer" - am Stand erkaufen. Während du an den Ständen vorbei schländerst, wirst du ständig angesprochen: "Hello Madame, have a look Madame" ohh, das nervt vielleicht. Übernachtet haben wir in einem alten verkommenen Hotel "Volga" welches aber in der Innencity war. Tja, man sollte halt mal alles erlebt haben...
Am zweiten Tag haben wir eine 4 Stündige Slumtour gemacht. Erst war ich dagegen, weil ich dachte ich könnte es nicht aushalten, die armen Kinder zu sehen wie sie im Dreck leben und verhungern. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Den Menschen in diesem Slum geht es den umständen entsprechen gut. Der Tourguide hat uns alles gezeigt und beschrieben. Die Menschen haben Arbeit und ein Dach über dem Kopf. Es ist eine riesen Organisation von denen sie geleitet werden. Aber dies wird euch Matthias noch ein bißchen genauer beschreiben... ich habe nur mit den Kindern gepielt ; )

Danke Schatz, dass Du mich den heiklen Part übernehmen lässt;-) Wir hatten durchaus Bedenken, den Slum zu besuchen. Dachten erst, wir würden da so eine Touristentour durch das Armenviertel machen. Dies war aber in keinster Weise der Fall. Die Tour wird von einer NGO angeboten. Die Mitarbeiter leben selbst im Slum, helfen dort für einige Monate und kennen viele der Menschen vor Ort. Das Eintrittsgeld wird nahezu komplett der Community zurück geführt. Beispielsweise wurde davon schon ein Schulzentrum errichtet.

Dharavi - so ist der Name des Slums - ist Asiens größter Slum. Hier leben mehr als 1 Million Menschen auf 1 km2. Es ist quasi eine eigene Stadt mitten in Mumbai. Dharavi entsprach (zum Glück) nicht dem typischen Bild eines Slums, dass wir in unseren Köpfen trugen. Wir wurden in vielerlei Hinsicht überrascht. Natürlich sind die hygienischen Bedingungen auf niedrigstem Niveau. Beispielsweise gab es nur eine zentrale Toilette für mehrere 10-tausend Menschen. Und wir sahen viele Kinder, die ihr Geschäft einfach am Strassenrand oder auf der Müllhalde erledigten. Wir konnten auch hin und wieder einen Blick in die Häuser werfen. Diese bestehen zumeist aus nur einem Raum, in dem dann ca. 7 Menschen leben. Auf der anderen Seite ist Dharavi heute mit Strom und Wasser versorgt. Viele der Einwohner haben Fehrnseher und Mobile und können so am Weltgeschehen teilhaben. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch die Geschäftigkeit der Menschen. Dharavi könnte man auch als eine riesige Fabrik beschreiben. Wir sahen Töpferei, Bäckerei und Gerberei. Plastikabfall wurde sortiert, gewaschen, eingeschmolzen und zu neuen Artikeln (wie z.B. Koffer) verarbeitet. Natürlich wurden auch die Maschinen zum Zerkleinern des Altplastiks vor Ort hergestellt. Dharavi bringt es so auf einen jährlichen Umsatz von ca. USD 700 Millionen und nimmt damit einen wesentlichen Platz in Mumbais Wirtschaftsleben ein!

Der Besuch hat sich für uns definitiv gelohnt und gehört mit Sicherheit zu den eindrücklichsten Erlebnissen in meinem Leben. Der starke Zusammenhalt dieser Community, der Stoltz auf was man hier aufgebaut hat, die Geschäftigkeit und die positive Energie mit der man die schweren Bürden des Lebens erträgt stehen in starkem Kontrast zu der ständigen Nörgelei und Unzufriedenheit wie ich sie oft in der Heimat erlebe. Ich kann nur jedem diesen Trip empfehlen.

Link:
http://news.sbs.com.au/dateline/mumbai_makeover_542458

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